Der Tag nach der Maueröffnung | 10.11.1989
Update: 2024-09-05
Description
28 Jahre lang war Berlin eine geteilte Stadt. Am frühen Abend des 9. November 1989 tritt eine neue Reiseregelung für die Bürger Ost-Berlins in Kraft – kurz darauf strömen Tausende zu den Grenzübergängen und nach West-Berlin.
Einen Tag nach Öffnung der Mauer findet vor dem Schöneberger Rathaus in Berlin eine Kundgebung mit westdeutschen Spitzenpolitikern statt. Walter Momper, Willy Brandt, Hans-Dietrich Genscher und der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl sprechen vor mehreren Zehntausend Berlinerinnen und Berlinern. Auf dem Weg zur Kundgebung gibt der ehemalige Regierender Bürgermeister von Berlin und ehemalige Bundeskanzler Willy Brandt ein Interview. Dort fällt auch der berühmte Satz:
Willy Brandt äußert sich nur sehr vorsichtig zur Frage einer möglichen Wiedervereinigung. Das könnten die beiden deutschen Staaten nicht alleine entscheiden. Entscheidend sei jetzt erst einmal, dass die Menschen im gespaltenen Deutschland wieder zusammenkommen – an dieser Stelle bricht Brandt die Stimme, ihm kommen die Tränen.
Auf der Kundgebung selbst spricht keiner der Redner von einer möglichen Wiedervereinigung oder einem gemeinsamen Staat. Brandt spricht vom "Zusammenrücken" beider Staaten. Nur Kohl benutzt an einer Stelle das Wort "Einheit", ohne das aber genauer auszuführen.
Hintergrund: Dieser Kundgebung war hinter den Kulissen ein ziemliches Gezänk vorausgegangen. Vor allem im Berliner Abgeordnetenhaus stritten sich die Parteien, wer auf der Kundgebung sprechen soll und worüber. Und gerade der Begriff "Einheit", für Alternative Liste, aber auch Teile der SPD ein rotes Tuch, war dabei heiß umstritten. So umstritten, dass die CDU kurz überlegte, eine eigene, getrennte Kundgebung zu veranstalten. Diesen Streit hat man den Rednern aber nicht mehr angemerkt, als sie auf dem John-F.-Kennedy-Platz standen.
Von der Rede Willy Brandts ist der Satz überliefert: "Es wächst jetzt zusammen, was zusammengehört." Doch hört man Brandts Auftritt, fällt dieser Satz nicht. Nur eben im Interview zuvor. Später lässt er ihn noch einmal in einem Zeitungsinterview fallen. Nachträglich lässt er ihn auch in die Berliner Rede hineingeschreiben, als diese in einer Reden-Sammlung veröffentlicht wurde.
Während Momper, Brandt und Genscher jubelnde Zustimmung erhalten, wird Bundeskanzler Helmut Kohl von den Anhängern des rot-grünen West-Berliner Senats gnadenlos ausgepfiffen.
Kohl spricht in seiner Ansprache von einem "historischen Augenblick für Berlin und für Deutschland", mahnt aber zugleich zu Besonnenheit und klugem Handeln. Mit Pathos bekräftigt Helmut Kohl, dass der "Geist der Freiheit" an diesem historischen Tag ganz Europa erfasse, es gehe um Einigkeit und Recht und Freiheit für ganz Deutschland.
Kundgebung vor dem Schöneberger Rathaus
Einen Tag nach Öffnung der Mauer findet vor dem Schöneberger Rathaus in Berlin eine Kundgebung mit westdeutschen Spitzenpolitikern statt. Walter Momper, Willy Brandt, Hans-Dietrich Genscher und der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl sprechen vor mehreren Zehntausend Berlinerinnen und Berlinern. Auf dem Weg zur Kundgebung gibt der ehemalige Regierender Bürgermeister von Berlin und ehemalige Bundeskanzler Willy Brandt ein Interview. Dort fällt auch der berühmte Satz:
Jetzt sind wir in einer Situation, in der wieder zusammenwächst, was zusammengehört.Quelle: Willy Brandt, 10.11.1989
Willy Brandt äußert sich nur sehr vorsichtig zur Frage einer möglichen Wiedervereinigung. Das könnten die beiden deutschen Staaten nicht alleine entscheiden. Entscheidend sei jetzt erst einmal, dass die Menschen im gespaltenen Deutschland wieder zusammenkommen – an dieser Stelle bricht Brandt die Stimme, ihm kommen die Tränen.
Kein Wort über eine Wiedervereinigung
Auf der Kundgebung selbst spricht keiner der Redner von einer möglichen Wiedervereinigung oder einem gemeinsamen Staat. Brandt spricht vom "Zusammenrücken" beider Staaten. Nur Kohl benutzt an einer Stelle das Wort "Einheit", ohne das aber genauer auszuführen.
Hintergrund: Dieser Kundgebung war hinter den Kulissen ein ziemliches Gezänk vorausgegangen. Vor allem im Berliner Abgeordnetenhaus stritten sich die Parteien, wer auf der Kundgebung sprechen soll und worüber. Und gerade der Begriff "Einheit", für Alternative Liste, aber auch Teile der SPD ein rotes Tuch, war dabei heiß umstritten. So umstritten, dass die CDU kurz überlegte, eine eigene, getrennte Kundgebung zu veranstalten. Diesen Streit hat man den Rednern aber nicht mehr angemerkt, als sie auf dem John-F.-Kennedy-Platz standen.
Wo fiel "Es wächst zusammen, was zusammengehört"?
Von der Rede Willy Brandts ist der Satz überliefert: "Es wächst jetzt zusammen, was zusammengehört." Doch hört man Brandts Auftritt, fällt dieser Satz nicht. Nur eben im Interview zuvor. Später lässt er ihn noch einmal in einem Zeitungsinterview fallen. Nachträglich lässt er ihn auch in die Berliner Rede hineingeschreiben, als diese in einer Reden-Sammlung veröffentlicht wurde.
Pfeifkonzert für Helmut Kohl
Während Momper, Brandt und Genscher jubelnde Zustimmung erhalten, wird Bundeskanzler Helmut Kohl von den Anhängern des rot-grünen West-Berliner Senats gnadenlos ausgepfiffen.
Kohl spricht in seiner Ansprache von einem "historischen Augenblick für Berlin und für Deutschland", mahnt aber zugleich zu Besonnenheit und klugem Handeln. Mit Pathos bekräftigt Helmut Kohl, dass der "Geist der Freiheit" an diesem historischen Tag ganz Europa erfasse, es gehe um Einigkeit und Recht und Freiheit für ganz Deutschland.
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